Armène STAKIAN
ören Sie zu, wie Armène Stakian die Grosse Chaconne in D-moll spielt: Die prachtvolle Klangfarbe, die sichere Intonation, die überragende Virtuosität! Doch was aus dieser Bach'schen Musik wahrhaft zu uns spricht, das ist der Höhenflug ihres Gedankens, die Dringlichkeit ihrer Botschaft, der Edelmut ihres Herzens.
Es gibt Berufsmusiker, die alles über die Technik wissen, wahre Athleten der Klaviatur oder des Bogens, aber ohne ihr Instrument sind sie gar nichts. Bei Armène STAKIAN haben wir es nicht nur mit einer aussergewöhnlich guten Musikerin zu tun, die die Technik beherrscht und den Bogen zu führen versteht, sondern auch mit einer kultivierten, feinfühligen Frau, mit einer Persönlichkeit, deren Ausstrahlung nicht nur ihre Kunst, sondern darüber hinaus auch ihr ganzes Leben durchdringt.
Von innen heraus begreift sie die Werke, weil sie völlig mit ihrem geistigen Umfeld vertraut ist. Sie geht über die ursprünglichen Gegebenheiten hinaus, um sich ganz in ihre Tragweite zu vertiefen, und die Früchte dieser Vertiefung nähren wiederum ihre Kunst.
Sie kennt die Freuden und die Bürden, die der Beruf des Musikers mit sich bringt, und sie weiss um die Verantwortung, die damit verknüpft ist. Da sie selbst alles, was sie ihren Lehrern schuldet, dankbar anerkennt, strebt sie in ihrem Unterricht danach, sowohl ihre berufliche Erfahrung als auch eine damit verbundene harmonische Lebensweise zu übermitteln.
Ihr Repertoire beschränkt sich weder auf einen bestimmten Stil noch auf eine bestimmte Epoche. Sie entfaltet ihre Tätigkeit in den verschiedensten Formationen: vom Soloauftritt bis zur Kammermusik (mit einer Vorliebe für die Sonate für Violine und Klavier sowie das Streichtrio); und ihre musikalische Wissbegier führt sie von der Bach'schen Geigerbibel bis zum zeitgenössischen Repertoire (Bartók, Hindemith, Jolivet, Martinon, Takemitsu, Chatschaturjan), ohne die grossen Werke der Romantik zu vergessen.
Alle diese Voraussetzungen machen aus der Geigerin eine von echter Humanität erfüllte Künstlerin. Und all das spürt man bei ihrem Spiel. Abgesehen von allen direkt mit ihrem Instrument verbundenen Qualitäten, die sie sich an den besten Schulen angeeignet und in zähem Streben nach Perfektion vertieft hat, strahlt sie etwas aus, das in jedem Ton mitschwingt, das in jedem Satz atmet, etwas, das leuchtet und entflammt.
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